„Sofortiger Wiederaufstieg in die 2. Fußballbundesliga“. So lautete das klare Ziel zu Beginn der zurückliegenden Spielzeit. Doch es kam alles ganz anders. In der Saison 2016 / 17 wurde der damalige Trainer Mirko Slomka wegen Erfolglosigkeit entlassen. Von 10 Spielen unter seiner Regie konnte man gerade mal zwei gewinnen und zwei Unentschieden herausschlagen. Danach folgte im April 2017 Marc-Patrick Meister, der die Saison dann mit 6 Niederlagen und einem Sieg als schlechtester KSC der Vereinsgeschichte abschloss. Gerade mal 25 Punkte holten die blau-weißen in der ganzen Saison.
Große Veränderungen in der Kaderplanung und erhebliche Investitionen wurden vorgenommen, um den dritten Absturz in die dritte Liga schnellstmöglich wieder auszubügeln, ohne dass man allzu großen Schaden nimmt. Der „FC Bayern der dritten Liga“ – schrieben die Gazetten und Lehnten sich dabei an die Wortwahl von Drittligatorschützenkönig und KSC-Neuzugangs Dominik Stroh-Engel. Der 32-jährige Angreifer, der am 1. Juli 2017 zum KSC wechselte sagte aber wörtlich: „für die Gegner sind wir der FC Bayern der dritten Liga. Wir werden also bei jedem Spiel mit hoch motivierten Kontrahenten zu rechnen haben“. Es ist natürlich viel medienwirksamer, die von dem Spieler geäußerten Worte ein wenig anders darzustellen, so dass man diesem dann große Töne nachsagen kann und nur auf eine längere Erfolglosigkeit warten muss, um sich darüber lustig machen zu können, was der Spieler eigentlich nie gesagt hat.
Seltsamer Weise wird so eine Unwahrheit sehr schnell von anderen Medien aufgegriffen und schon hat man einen Ruf, den man nie wieder ausgemerzt bekommt. Ich denke dabei an die Worte des damaligen Präsidenten Roland Schmieder, als er vom „Weg des KSC in das Jahr 2000“ sprach und in jeder Gazette plötzlich vom „KSC 2000“ die Rede war. (Diesen dummen Spruch muss man sich als Fan noch heute – 20 Jahre später – anhören.) Umso „lustiger“ dann für die Neider, dass der Verein damals in eine tiefe Krise stürzte.
Dominic Stroh-Engel blieb in der zurückliegenden Saison weit unter den an ihn gesetzten Erwartungen. Vielleicht hat dieses Medienverhalten auch ein Stück dazu beigetragen, dass er dem Druck nicht gerecht werden konnte.
Nach dem Pokal-Aus gegen Leverkusen und drei weiteren Niederlagen, einem Sieg und einem Unentschieden fand man dann den KSC auf dem 15. Tabellenrang der dritten Liga wieder. Offensichtlich hatte der Trainer die Mannschaft nie erreicht und sein Konzept – sofern überhaupt eines vorlag – wurde nie umgesetzt. Daher trennte man sich dann im August 2017 von Marc-Patrick Meister. Der sportliche Misserfolg ließ es nicht zu, noch länger zu warten. Kurze Zeit später wurde Alois Schwartz als neuer Trainer vorgestellt.
24 Jahre spielte der KSC in der ersten Fußballbundesliga! 28 Jahre waren wir Zweitligist und nun folgt das vierte Jahr in der dritten Liga. Und es wird wohl eins der Schwierigsten in der Vereinsgeschichte. Statt der erhofften 12 Millionen Euro Fernsehgelder, die in Liga zwei an jeden Verein ausgeschüttet werden, wird man auch in der nächsten Saison auf noch nicht einmal eine Million Euro Einnahmen auf diesem Posten rechnen dürfen.
Es hätte doch noch so schön werden können! Nach einem durchwachsenen Start konnte der KSC mit einer erfolgreichen Serie sehr gut aufholen. Ab dem 12 Spieltag war man stets auf einem einstelligen Tabellenplatz und ab dem 25. von 38 Spieltagen nicht mehr schlechter, als auf dem vierten Platz. Jedoch konnte man in der dann erreichten Relegation zu Hause lediglich ein torloses Unentschieden erreichen, womit sich auch alle Verantwortlichen zufrieden gaben. In Aue dann unterlag man dann aber klar mit 3:1 und ein weiteres Jahr Drittklassigkeit war besiegelt.
Aber es waren nicht nur die wichtigen Punkte, die man zu Beginn der Saison hat liegen lassen, die den Nichtaufstieg ausmachten. Mit 12 Unentschieden lag der KSC gegenüber dem Tabellenführer Magdeburg, der nur vier Remis in der gesamten Saison aufwies und den zweitplatzierten Paderbornern mit 8 Unentschieden weit hinter den erforderlichen Leistungen. Magdeburg und der KSC hatten zum Saisonende gleich viele Niederlagen einstecken müssen, nämlich sieben. Doch aufgrund der Drei-Punkte-Regel brachten es die Magdeburger zu insgesamt 85 Punkten, während der KSC mit „nur“ 69 Punkten auf dem Relegationsplatz landete.
Nun geht es wieder an die Kaderplanung. Leistungsträger wie Mathias Bader, der zum 1. FC Köln wechselt und Marcel Mehlem, der wohl zu Darmstadt 98 geht, fallen weg. Föhrenbach und Schleusener – beides Leihgaben vom SC Freiburg – gehen wieder zurück zur alten Wirkungsstätte. Dafür rücken Tim Kircher und Janis Hanek aus der U19 in den Profikader. Marco Thiede verlängert bis 2020, Marin Sverko kehrt zurück in den Wildpark, nachdem er in Mainz war und der 23-jährige Offensivspieler Kyoung-Rok Choi wechselt von St. Pauli nach Karlsruhe.
Für mich persönlich ist ein weiteres Jahr Drittklassigkeit nicht besonders furchtbar. Nachdem Kaiserslautern und Braunschweig aus der zweiten Liga absteigen und mit Hansa Rostock, Wehen Wiesbaden oder den Preußen Münster alte Rivalen wieder zum Besuch in den Wildpark kommen , gibt es auch noch Begegnungen mit den Aufsteigern Energie Cottbus und 1860 München, sowie den Uerdingern, die trotz zu spät eingereichter Lizenzunterlagen uns ein Aufeinandertreffen mit den Mannheimern ersparten.
Die ganzen Event-Fans bleiben der dritten Liga auch fern und kommen nur zu Relegationsspielen, wobei sie dann auf dem Schwarzmarkt 50 Euro mehr bezahlen, als die offiziellen Ticketpreise und einem die Sicht im Stadion versperren. Danach sind sie genauso schnell wieder weg, wie sie da waren.
Nun liegt es am Verein, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, die gleich von Beginn an klar macht, dass sie aufsteigen will. Das unerwartete Jahr in der dritten Liga kann man natürlich auch perfekt zum Stadionumbau nutzen, so man denn endlich mal damit anfängt.
Zum Schluss möchte ich die Gelegenheit noch nutzen und unserem ehemaligen Stammtorhüter Dirk Orlishausen alles Gute für die Zukunft wünschen. Seit sieben Jahren war der gebürtige Thüringer beim Karlsruher Sport Club. Nach einer schweren Erkrankung konnte er aber wohl nicht mehr zu alten Leistungen zurückkehren und musste meist auf der Bank Platz nehmen. Dort erwies er sich als hundertprozentiger Sportsmann und unterstütze die Mannschaft nach all seinen Möglichkeiten. Der 35-jährige Hüne mit einer Körpergröße von 197 cm war lange Zeit der Kapitän der Mannschaft. Nun wird er zu Hansa Rostock wechseln, wo er als dritter Torwart und Torwarttrainer unter Vertrag genommen wurde. Eine Option, die ihm beim KSC aufgrund des bisherigen, langjährigen Torwarttrainers Kai Rabe, verstellt war.
Mach es gut Junge! Du bist einer von den Guten!
jws 06. Juni 2018